Hintergrundinformationen:
Im Südosten Brasilien liegt die Stadt Joinville im Bundestaat Santa Catarina. Die Stadt liegt an einer Lagune, ca. 20 km vom Meer entfernt und zählt mehr als eine halbe Million Einwohner.Joinville wurde im Jahr 1851 unter anderem auch von vielen Armutsflüchtlingen aus dem Kanton Schaffhausen gegründet. Die wichtige Rolle der Schaffhauser Auswanderer bei der Gründung verschwand in en folgenden Jahrzenten aus dem Bewusstsein der Stadtbevölkerung und wurde erst anlässlich der Vorbereitungen der Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag im Jahr 2001 wieder neu erforscht. Diese Wiederentdeckung der gemeinsamen Wurzeln weckte das Bedürfnis nach Kontakten und dem Aufbau einer neuen Beziehung zwischen den Auswandererorten in Schaffhausen und den Nachkommen im Süden Brasiliens.
(Auszug aus Quelle: http://www.sh-joinville.ch )
Anmerkung der Redaktion: 2009 wurde anlässlich der Feierlichkeiten eine Reise mit 25 Teilnehmern durchgeführt, die sich als voller Erfolg darstellte. Begleitet und geführt wurde die Reise nach Brasilien ab/bis Schweiz (oder besser gesagt sogar ab/bis SH) vom Ur-Schaffhauser, Peter Baumer (nachfolgend PB genannt). Eine Neuauflage dieser Reise wird es nun 2017 geben, die vom Reisebüro Marc Sulzberger mitorganisiert wurde. Die Ausschreibung der Reise mitsamt Anmeldeformular finden Sie hier: http://www.sulzberger.com/aktionen/gruppenreisen/bilder/40-Sulzberger-Joinville.pdf (editiert am 21.1.2017: leider findet die Reise NICHT statt)
Im Interview mit Jonas Sulzberger (=JS) gibt Peter Baumer (=PB) interessante Hintergrundinformationen zur bevorstehenden Reise:
JS: Peter, was ist das Spezielle an der 2007 gegründeten Partnerschaft?
PB: Das Spezielle daran ist, dass es sich nicht um eine Städtepartnerschaft im eigentlichen Sinne handelt. Bei Joinville handelt es sich zwar um eine Stadt, mit Schaffhausen ist allerdings der Kanton Partner der Kooperation. Gerade auch weil die Auswanderer vor allem aus den Gemeinden des Klettgaus stammten.
JS: Woran macht sich das heutzutage denn in Joinville noch bemerkbar?
PB: Zunächst einmal kommt das Stadtbild sehr europäisch daher, viele Bauwerke erinnern architektonisch an die Dörfer im Schwarzwald. Als wir auf der letzten Reise unterwegs waren, gab auch jemand aus der Gruppe zu Protokoll, dass man sich in dieser Gegend mit den Bergen und Hügeln wie im Tessin fühle – natürlich von der tropischen Vegetation abgesehen.
Ausserdem trifft man auch immer Nachnamen die von der Auswanderung „anno dazumals“ zeugen.



JS: Wie zum Beispiel..?
PB: Nur um ein paar wenige zu nennen: Ritzmann, Klingenfuss, Bächtold, Vogelsanger, Baumer oder Wanner. Die Webers stammen noch von den Webers aus Siblingen und die Fischers aus Schleitheim. Es sind also Schaffhausen-weit bekannte Namen, die man in dieser Region antreffen kann.
JS: Gibt es anderweitig auch Parallelen zum Kanton Schaffhausen?
PB: Joinville hat tatsächlich eine ähnliche Entwicklung zu Schaffhausen hinter sich und hat sich von einem Standort der Schwer-Industrie zu einem DER Technologie-Hauptstandorte Brasiliens entwickelt. Sogar die Millionen-Metropole aus Sao Paolo erfährt Konkurrenz, so hat z.B. BMW hier eine grosse Niederlassung aufgebaut. Auch Schweizer Unternehmungen beschäftigen hier viele Angestellte wie z.B. die Bühler AG aus Uzwil. Dazu hätte ich auch noch ein Anekdötli von der letzten Reise ans Tanzfestival mit den Tänzern von Cinevox 2014.
JS: Von solchen Anekdoten lebt eine Reise ja auch. Was hatte es denn damit auf sich?
PB: Wir waren an einem Abend in Joinville, immerhin auch eine halbe Million gross, von Stadtpräsidenten zum Nachtessen eingeladen. Zufällig hatten wir es in der Gruppe davon, dass ein ehemaliger Schulkollege von Kantonsrat Markus Müller in Brasilien weile, notabene der Chef von der Bühler AG. Und ebenso zufällig besuchte uns diese bestimmte Person im Restaurant. Die Überraschung war natürlich gross.
JS: Gib uns doch noch ein Anekdötchen aus der Gruppe zu Protokoll..
PB: Zunächst einmal hatten wir auf der Reise 2009 eine tolle Gruppe. Nur ein Beispiel: die Essen war ja nicht inklusive, von daher stand es den Teilnehmern auch frei abends individuell auswärts essen zu gehen. Wir sassen aber trotzdem jeden Abend zusammen in der Beiz, hatten also eine gute Gruppendynamik. Schön dazu ist auch noch folgende Geschichte: in Brasilien ist es usus, dass die Essen in einer Gruppe auch von einer Person bezahlt werden und nicht separat. Als Reiseleiter kann ich niemandem etwas aufzwingen, aber das musste ich auch gar nicht. Die Gruppe hat von sich aus gesagt, dass ich einfach alles mit den Getränken bezahlen soll und diesen Betrag einfach „geteilt durch“ auf die Gruppe aufteilen soll.
JS: Wie sieht die Gruppenkonstellation denn jetzt aus?
PB: Die 2017-Reise ist für jedermann offen, der Lust hat Brasilien einmal etwas ausserhalb des Mainstreams kennenzulernen. Damals wurde unsere 20-köpfige Reisegruppe von einer 5-köpfigen Delegation der Kantonsregierung begleitet. Natürlich darf sich auch jemand von der Regierung für die Reise im 2017 anmelden, so ist es nicht, aber sie hat nicht diesen „offiziellen Charakter“, wenn ich das so ausdrücken darf. Zur 2017-Gruppe kann ich einfach schon sagen, dass ich dabei bin (lacht). Und die Gruppe soll auch dieses Mal nicht grösser sein als 25 Leute.

JS: Keine grosse Gruppe (Anm. der Redaktion: es bedarf einer Mindestteilnehmerzahl von 16 Personen für die garantierte Duchführung der Reise) spricht ja auch für die Exklusivität einer Reise und wird von vielen Leuten geschätzt. Was gibt es dann an weiteren Highlights auf dieser Reise?
PB: Im Raum Joinville sind wir ja in einer Gegend, die man als Tourist nicht unbedingt als Erstes besucht. Der Süden Brasiliens ist insofern auch noch nicht so touristisch und dürfte an sich schon ein Beweggrund für manche Leute sein. Die Zugfahrt durch den Regenwald von Curitiba nach Morretes z.B. ist bestimmt insofern ein Highlight auf dieser Reise, ebenso wie der sehr gerne gesehene Aufenthalt in Florianopolis, welches am Meer liegt und mit einzigartig schönen Stränden aufwartet.

JS: Wo Ihr dann an Ort und Stelle von einem echten Insider begleitet werdet, gell?
PB: Richtig. Lukas Gysel, der seinerzeit vom „Chläggi“ nach Florianopolis ausgewandert ist, stösst dort nämlich dazu und wird uns vor Ort mit dem ein oder anderen „Insider-Tipp“ ausstatten.

JS: Vor lauter Insidern und Exklusivität kommen aber die Höhepunkte Brasiliens aber auch nicht zu kurz auf dieser Reise..
PB: Genau – der Besuch der Iguaçu-Fälle und Rio de Janeiros gehört darum auch zum Programm dazu. Die Iguaçu -Fälle werden wir von beiden Seiten besuchen, um auch die Schönheiten dieses „grossen Rheinfalls“ – wieder so eine Parallele zu SH – aufzeigen zu können. Hoch interessant ist auch die Besichtigung von Itaipu, dem grössten Stauwerk Brasiliens und lange Zeit auch der Welt, das Strom für Millionen-Metropolen produziert. Und Rio gehört einfach dazu, die Stadt ist einmalig und der ideale Ausklang einer solchen Reise (Anm. d. Red. mitsamt Direktflug von Rio nach Zürich mit Edelweiss, Stand November 2016).


JS: .. obwohl Rio ja nicht zwingend den Abschluss der Reise darstellen soll..
PB: ..warum auch eine individuelle Verlängerung der Reise zu dieser Reise möglich ist.
JS: Genau. Darum haben wir vom Reisebüro Marc Sulzberger in der Ausschreibung dieser Reise auch 2 mögliche Verlängerungen im Pantanal oder im Amazonas mitaufgeführt. Ebenso möglich ist natürlich auch der Aufenthalt in Buzios, einer nördlich von Rio gelegenen Halbinsel, wo man schöne Badeferienverlängerungen machen
PB: .. oder der Weiterflug in den Norden Brasiliens, wo die Stadt Salvador und die tollen Strände aufwarten. Es lässt sich dann ganz beliebig anpassen, ich werde selber auch noch individuell meinen Aufenthalt verlängern.
JS: Und ist auch empfehlenswert – vorausgesetzt man hat genügend Zeit dafür.
PB: Vor allem auch ist eine geführte Rundreise, gerade in Zusammenhang mit Brasilien, ein idealer Einstieg. In diesem Land sprechen die Leute Portugiesisch. Da ist es unabdingbar, dass ein Reiseleiter mitkommt, der diese Sprache auch beherrscht.
JS: .. und mit Dir dann wieder auf „Schaffhauser-Deutsch“ das Ganze zurückübersetzen kann (lacht). Mit der Gruppenreise am Anfang hat man ja wirklich dann eigentlich das ideale Rüstzeug für die individuelle Verlängerung, man hat schon eine gewisse Vorahnung, wie der Hase in diesem Land läuft und kann sich auch während der Reise den einen oder anderen Tipp für die kommenden Etappen einholen.
PB: Das ist richtig. Brasilien ausserhalb der Mainstreams zu bereisen ist von der Sprache her problematisch – ausser man sprich portugiesisch.
JS: .. und Du hast die Gruppe ja letztes Mal auch begleitet. Nun noch eine letzte Frage, Peter: gibt es trotzdem schon etwas, das Du zur Vorbereitung für diese Reise empfehlen würdest?
PB: Empfehlenswert zur Vorbereitung der Reise ist sicher das Anschauens des Films der hier in unseren Schaffhauser Kinos auch ausgestrahlt wurde. Oder natürlich auch die Lektüre des Buches dazu.
Anm. d. Red. Hier die Links dazu:
Film: http://www.sh-joinville.ch/?page_id=197
Buch: http://www.sh-joinville.ch/?page_id=1567
JS: Peter, ich danke Dir für die ganzen Hintergrundinfos zu dieser Reise.
Disclaimer / Anmerkung von Jonas Sulzberger:
Wenn Sie wissen wollen, wie sich das Brasilianische mit einem Original-Schaffhauser-Akzent anhört, dann dürfen Sie diese nicht verpassen. Peter steht zu seinen Wurzeln und das hört man bei ihm auch beim Portugiesisch Sprechen heraus..



