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Tipps: Porto kulinarisch

Essen muss jeder. Und gut essen noch mehr! Ist ein Foodie-Trip zu Corona-Zeiten noch möglich?

Vorwort

Zugegeben setze ich mich in einem Reiseführer immer zuerst mit den gleichen Seiten auseinander: Denjenigen der Restaurant-Tipps.

Ich lese hier von lokalen Spezialitäten wie dem in Portugal omnipräsenten Bacalao in Sahnesauce (Stockfisch) und einer vollfettigen Abwandlung des französischen croque-monsieur, die sinngemäss auf den Namen „Francesinha“ getauft wurde. Ausserdem erfahre ich , dass sich die Bürger von Porto voller Stolz „tripeiros“ (auf dt. „Kuttelesser“) nennen.

Anscheinend hat die kulinarische Vergangenheit der Einwohner auch damit zu tun, dass die Portuenser (immerhin Teil eines stolzes Volk von Seefahrern) sich dazumals vor allem auch von den Überresten der Lebensmittel von vergangenen Schifffahrten ernähren mussten. Mit ein Grund wieso viele der Spezialitäten sehr Öl-lastig sind (zwecks Konservierung).

Naja. Vorfreude liest sich anders und dass ich mich mit Flüssigem über Wasser halte, ist keine Option. Portwein mochte ich auch noch nie..

Gut essen zur Corona-Tristesse?

Gleichzeitig lese ich auf Sozialen Meiden, dass in Restaurants der Mundschutz erst abgelegt werden darf, wenn man am Tisch sitzt. Welche Restaurants haben diese Krise überhaupt überlebt? Bleibt mir am Schluss nur noch McDonald’s, damit ich von Stockfisch und Kutteln verschont bleibe?

Alle meine Befürchtungen aus Gelesenem bewahrheiten sich jedenfalls nicht. Das mit dem Mundschutz ist zwar Tatsache, aber hey, ich fühle mich dadurch auch sicherer. Die stets maskierten KellnerInnen machen dies mit ihrer Freundlichkeit wett. Die meist jungen Bediensteten freuen sich, dass sie wieder mal ihre Fremdsprachen-Kenntnisse anwenden können und sprechen teilweise ein ausgezeichnetes Englisch. Ich fühle mich willkommen und mit einer im Hotel vorgängig getätigten Reservation noch mehr als als „normale Laufkundschaft“.

In vielen Restaurants sind die Speisekarten (meist auch auf Englisch übersetzt) auch mit einem QR-Code hinterlegt, welche man mit der Handykamera einlesen kann (kein WiFi nötig). Einige Lokale überlassen dem Besucher die Wahl aus Digital und Analog (also der klassischen Speise- und Weinkarte, die man in die Hand gedrückt bekommt).

In Porto ist ausserdem alles schön bunt und die historische Facette der Stadt wechselt sich mit dem hippen Port ab, wo verfallene Häuser behutsam saniert werden und moderne Restaurants neben Traditionskneipen gleichermassen ihre Daseinsberechtigung haben.

Traditionshäuser

Café Majestic: Alter vor Schönheit und darum die Traditionslokale zuerst. Das Kaffeehaus an der Rua de Santa Catarina ist das angeblich schönste in Portugal. Ist es auch. Eine kleine mit Sahne gefüllte Pastel de Nata zum Kaffee oder Tee macht den Aufenthalt dazu noch klassischer.

In der Ribira befindet sich das mit „Alter-Welt-Dekor“-ausgestattete Restaurante Commercial (RC). Hier gibt es auch Fado-Musikabende. Das Essen ist solide und auf der Speisekarte finden sich portugiesische Klassiker. Freude machen mir vor allem die Kerzenlichter und das schöne Geschirr. http://www.rc-restaurante.pt/

Das von Porto gegenüberliegende Viertel „Vila Nova de Gaia“ ist kein Viertel von Porto sondern eine eigene Stadt. Hier befindet sich entlang der Touristenwege auch das kleine und sehr persönliche Restaurante Arco Iris, welches auch von vielen Einheimischen wegen der authentischen Küche aufgesucht wird. Nach 10 Minuten in der Warteschlange habe ich es aber aufgegeben. Reservation also empfohlen.

Für den kleinen Hunger

Achtung, diesen Ort erwähne ich in diesem Bericht sogar drei (!) Mal: Im Sagardi werden Pinxtos serviert, die baskische Version der Brot-Tapas. Das Brot wird hier selbst hergestellt, die Tapas sind schmackhaft und preiswert.

Die leckeren Pinxtos: Abgerechnet wird nach den Zahnstochern, die sich im Teller befinden – wie man es von den Pinxtos-Bars im baskischen San Sebastian her kennt.

Haben Sie das Dillema, das alle etwas anderes essen wollen? Dann ab in die Markthalle Mercado Beira-Rio im gegenüberliegenden Vila Nova de Gaia. Die Gemeinschaftstische sind in der Mitte aufgestellt, die Auswahl ist aus unabhängigen Gastro-Unternehmen mit Spanferkel-Brötchen, brasilianischen Spezialitäten oder einfach nur verschiedenen Pasta-Dishes genügend gross für alle.

Absacker

Irgendeine Touristenfalle an der Flusspromenade im schummrig-schönen Hafenviertel von Ribeira. Von einer kulinarischen Einkehr wurde mir abgeraten, aber die Stange Bier kostet hier gerade mal 1.80 Euro.

The Wine Box: ist gleichzeitig auch ein Online-Shop für Wein-Bestellungen und somit ist der Fokus hier auch klar. Ich als Nicht-Viel-Wein-Trinker bekomme hier aber z.B. auch Mischgetränke, so z.B. die Kombination aus „White Port“ und „Tonic Water“. Die Portuensische Version des Gin’n Tonic also. Tipp: Rosmarin passt gut dazu.

Cris Bar in der Ribeira: hat immerhin bis 1.00 Uhr geöffnet, die Kellner sind sehr freundlich und die „Francesinha“ ideal für den „Gluscht“ zur Mitternachtsstunde. Liegt strategisch gesehen auch sehr gut (für den Weg vom coolen und oben-gelegenen Baixa-Viertel in das traditionelle und unten-gelegene Ribeira-Viertel).

Hard Rock Bar: sieht von innen auch nicht viel anders aus als in jeder anderen Hard Rock Bar auf der Welt. Dafür gibt es mal anderes Bier als das lokale Superbock, die Kellner machen unterhaltsame Show-Einlagen und die Musik ist natürlich auch gut. Strategisch gleich gut gelegen wie die Cris Bar.

Fleisch

Die Haus-Spezialität des Restaurant Sagardi ist das „Matured Beef“ (salopp übersetzt „alte Kuh“) auf zwar auf Garstufe „medium rare“. Dazu ein paar Potato Wedges auf der Seite und einen Rotwein aus der 50-seitigen Weinkarte (oder soll man eher Getränkebuch sagen?).

Wer von Fleisch nicht genug hat, dürfte sich im hippen Muu (so macht die Kuh) Steakhouse wohl fühlen. Befindet sich in der oben-gelegenen Baixa, wo die Wahl aufgrund der viel zu vielen guten Restaurants eh schwierig sein wird: https://www.muusteakhouse.com/

Fisch

Das Sagardi tischt auch frischen Fisch auf. Einfach nach dem „catch of the day“ aus Matosinhos fragen. Matosinhos ist eine Stadt die nur 10 km von Porto entfernt liegt und vor allem bekannt für seinen Fischerei-Hafen (und seine unzähligen Fisch-Restaurants) ist.

Vor den Restaurants an der Flusspromenade in der Ribeira soll man sich ja anscheinend hüten. Wenn man sich trotzdem mal einen Tisch am Ufer des Doura mit Blick auf Fluss und die eindrucksvolle Ponte-Luis-Brücke mitsamt Abendessen gönnen möchte, so ist das Fish Fixe als eines der wenigen Restaurants den Versuch wert.

Dinieren im coolen Ambiente

Ohne Reservierung wird es im Flow Restaurante schwierig, darum gibt es wohl auch einen frühen Slot um 19.30 Uhr und einen späten um 22.00 Uhr. Hier gibt es auch leichte Speisen wie Salate oder Pasta und die freundlichen KellerInnen gucken einen auch nicht schräg an, wenn man sich nur einen Gang gönnt. Auch junges Publikum kommt gerne hier her, für den Schlummerbecher danach reiht sich in diesem Viertel hier eine Bar nach der anderen. http://www.flowrestaurant.pt/flow/

Das Flow heisst seine Gäste im neo-arabischen Ambiente willkommen.

Ebenfalls in der oben-gelegenen Baixa befindet sich das Nogueiras. Auch hier befindet sich das Restaurant im Untergeschoss, die Inneneinrichtung ist hier schlicht sensationell und das Essen ebenso: https://www.nogueiras.rest/

Im Keller des Nogueira’s.

Auch auf Guide-Michelin braucht man in Porto nicht zu verzichten: DOP. Kostenpunkt liegt bei rund 100 EUR, 65 EUR für’s Menü, 35 EUR für die Weinbegleitung: https://www.doprestaurante.pt/

Gleich gegenüber vom DOP liegt das LSD (Largo de Sao Domingos), welches immer gut besucht ist. Eine sicher preisgünstigere Alternative zum Nachbar mit den Sternchen und auch nur auf einen Namen mit drei Buchstaben hört.

Speisen mit Aussicht

.. und zwar aufs Meer? Porto liegt ja auch am Meer, da kommt auch der Wunsch auf, wieder etwas Me(h/e)r zu sehen und schnuppern. Das Strandrestaurant Praia da Luz eignet sich auch für ein Nachmittagsbier und so die Aussicht und den Sonnenuntergang zu geniessen: http://www.praiadaluz.pt/

Nirgendwo in Porto ist man näher zu den Sternen als im 17. Stock des Dom Henrique Hotels mit 360 Grad-Panorama Aussicht (Sitzplätze aussen wie innen). Das Restaurant ist auch für Aussenstehende zu besuchen: https://hoteldomhenrique.pt/en/17o-restaurant/

Das The Yeatman ist sowohl als Hotel als auch als Restaurant wohl „top of top“ in Porto. Obwohl es sich ja eben nicht in Porto befindet (sondern im gegenüberliegenden Vila de Nova Gaia), aber eben darum einen umso bezaubernden Ausblick auf dieses Porto bietet. Reservation im Restaurant mit Spitzengastronomie sicher empfohlen: https://www.the-yeatman-hotel.com/de/gastronomie/gastronomisches-restaurant/

Das direkt am Flussufer in Vila de Nova Gaia gelegene Espaco Porto Cruz lädt im Erdgeschoss zum Shoppen von erstklassigen Weinen ein, die man vorgängig auch auf der sehr schön gestalteten Dachterrassen vordegustieren kann. Zwischen Shop und Dachterrasse befindet sich das Restaurant, wo man ausgezeichnet und auch zum vernünftigen Preis speisen kann (Tipp: der creamy risotto mit shrimps): http://www.espacoportocruz.pt/

Dachterrasse vom Espaco Porto Cruz (ein erfrischender Regenschauer hat gerade angesetzt)

Am Flughafen

Japanisch ist leichte Kost und eignet sich hervorragend für einen 2.5-stündigen Rückflug in Economy, wo es sowieso nichts zum Essen gibt. Neben Sushi (auch in frittierter Form erhältlich) und Sashimi kann sich auch die Gin-Karte in diesem Imbiss mit wenigen Sitzgelegenheiten in Portos Airside Bereich sehen lassen.

Schlusswort

Einzig mit McDonald’s ging ich in diesem Bericht namentlich sehr hart und nicht lobend ins Gericht. Aus diesem Grund breche ich noch eine Lanze für den Fast-Food-Giganten: Hier in Porto gibt es den schönsten seiner Sorte. Möchte man (aus berechtigten Gründen) diesen nicht betreten, so ist zumindest ein Foto von der Aussenfassade den Gang dorthin wert.

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